Irgendwie hat man auch das hinter sich gebracht. Vielleicht manchmal auch mit ein wenig mogeln. Was für eine Enttäuschung nach meiner mündlichen Geschichtsprüfung. "Die Entstehung der DDR". Was habe ich für Zahlen und Jahrgänge zu den Vorgängen zur Entwicklung gepaukt. Endergebnis: 4 Ich war so enttäuscht. Mathematikprüfung, wenn`s so schlecht gewesen wäre, dann hätte ich wohl keinen Abschluss. Jedenfalls, 10. Klasse der Polytechnischen Oberschule Helmut Welz mit Realschulabschluss bestanden. Das wäre geschafft! Nun sollte es aber endlich in die vollen gehen. Die Lehre. Das erste eigene Geld.
Eigentlich wollte ich mich ja zum KFZ Schlosser ausbilden lassen. Hatte aber keine Chance hier irgendwo unterzukommen. Aber eigentlich war es mir auch egal. Ich wollte nur meine zwei Jahre Lehre hinter mich bringen um dann dem Dienst der Nationalen Volksarmee beizutreten. Ab zu den Grenztruppen der DDR nach Suhl. Der Traum vom Hundeführer war ganz groß und realisierbar. Letztendlich habe ich mich mit einer Stelle zum Dreher zufriedenstellen müssen. Während dieser Zeit erfolgten Ausbildungen in Gruppenlagern zum Gruppenführer, Einzelkämpferausbildungen und, und, und... Das hört sich jetzt vielleicht etwas überzogen an, aber genau so lief es. Da unsere Lehrlingstruppe alle den Weg in die NVA einschlagen wollten, wurden wir bereits auf die Zeit nach unserer Lehre vormilitärisch ausgebildet. Wir liefen unter der Bezeichnung "Arbeitskollektiv für Militärische Berufe". Auch durch Auswertungen von Gruppenlagern glänzte ich in meiner Person. Mit Ausarbeitungen und Vorträgen zu Lagereinsätzen stellte ich mich in den Mittelpunkt. Nebenher wurde der Umgang mit der Waffe und diversen Schießübungen in der GST durchgeführt. Wie bereits erwähnt, alles in Vorbereitung auf die Zeit nach unserer Zeit.
Zu Zeiten der "Aufbruchstimmung" haben ein Lehrlingskollege, Kai Uwe Peters und ich eine unserer ersten (und auch letzten) Demonstration bei der "Jungen Welt" angemeldet. Wir zwei sind in die Rdaktion des Verlages und haben unsere zu der Zeit aktuellen Probleme angesprochen, zu denen wir auf der Strasse demonstrieren wollten. Unsere Aufrufe waren unter anderem folgende:

"Abiturienten haben sieben Wochen Ferien, Lehrlinge nur 24 Tage Urlaub"
"Abiturienten zahlen in öffentlichen Verkehrsmitteln die hälfte, Lehrlinge den vollen Fahrpreis"
"Abiturienten bekommen 150,00 Mark, Lehrlinge erhalten weniger (108,00 Mark) und bezahlen 10 % SV Beitrag obwohl sie auf der Arbeit Werte schaffen, die eine höhere Entlohnung möglich machen sollten"
"Die Preise steigen, die Löhne bleiben gleich"

Ich habe nicht schlecht gestaunt als ich meinen Namen zum gegenwärtigen Thema in der Jungen Welt laß. Mit diesen Aufrufen wurde unsere Demo genehmigt. Unsere Demonstration zog uns bis zum Ministerium für Bildung, Unter den Linden. Ein paar von uns und ich sind dann ins Ministerium, wo sich der stellvertretende Bildungsminister unsere Anliegen anhörte und diese vor Ort diskutiert wurden. Leider kann ich mich nicht mehr an die daraus resultierenden Ergebnisse im Detail erinnern. Das aber wichtigste für uns allen war, es gab nach dieser Aktion mehr Lehrlingsgeld. Um das Thema an dieser Stelle abzuschließen, Ich war nie der letzte in der Reihe, wollte immer vorn mit dabei sein. Mich einfach auf das konzentrieren was mir wichtig war. Meine Eltern stolz machen, mich für andere einsetzen und meinem Traum vom militärischen Beruf immer ein Stück näher kommen. Was sollte nun noch passieren?

Und dann geschah es: Der 09. November 1989.

Kontakt

Ralf Grunewaldt

Theodor Heuss Strasse 23
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